Community


Das Konzept der Community gilt als zentraler Bestandteil von authentischem Coworking und lässt sich auch auf andere Organisationen übertragen. Durch meine intensive und langjährige Aktivität in der Coworking-Bewegung ist mein Fokus auf dieses Thema entstanden, den ich auch in anderen gesellschaftlichen Kontexten geschärft habe. Durch diesen Erfahrungsschatz haben sich mein großer Respekt vor der Eigenart und Dynamik unterschiedlicher Communities und eine ausgeprägte Fähigkeit entwickelt, Gestaltungsmöglichkeiten und -grenzen in komplexen sozialen Gebilden einzuschätzen.

Der Community-Begriff wird dem heute diffuser und dezentraler werdenden Charakter sozialer Gemeinschaften gerecht. Diese definieren sich nicht mehr unbedingt durch geografische Nähe, sondern zunehmend auch durch virtuelle Verknüpfung. Inzwischen entstehen viele Gemeinschaften sogar zunächst online, bevor sie sich geografisch sammeln und durch persönlichen Kontakt manifestieren. Community-Prozesse sollten deshalb immer als Off- und Online-Kontinuum gedacht und gestaltet werden.

Der Community-Begriff hat auch eine religiöse Konnotation: Eine Community ist als Netzwerk zu verstehen, dessen Mitglieder sich durch einen höheren Zweck, eine Mission, ein Ideal, gemeinsame Werte, Aktivitäten und / oder Erfahrungen miteinander verbunden fühlen und mit der Community identifiziert sind. Eine Community ist also inhaltlich weniger beliebig als ein Netzwerk, aber auch keine durch ein festes gemeinsames Ziel definierte Gruppe. Gruppen oder Teams können Teil einer Community sein. In Abgrenzung zum Begriff der Stakeholder einer Organisation, die sich durch Interessenunterschiede voneinander abgrenzen, betont der Begriff der Community die Identifikation und das Gefühl der Zugehörigkeit.

Die Identifikation stiftende Mission kann sich auf unterschiedliche Organisationen, gesellschaftliche Kontexte und Werte-Cluster beziehen und säkularer oder religiöser Natur sein. Die Herausforderung ist es, die Mission auszuarbeiten und in Kommunikationsformen und strategische Projekte zu übersetzen, die in der Lage sind, mittel- bis langfristige Identifikation in Netzwerken herzustellen. Als Dienstleisterin arbeite ich nur an Community-Leitbildern mit, die ich mit meiner eigenen ethischen Haltung mittragen kann.

Die zentralen Treiber bei der Beschäftigung mit diesem Themenkomplex waren für mich die produktive Gemeinschaft und die Fragen, wie Kreativität und Zusammenarbeit in Gruppen funktioniert, wie ihre Produktivität verstetigt werden kann und welche Strukturen dafür ermöglichend wirken. Dafür habe ich mich theoretisch mit den sozialen Gesetzmäßigkeiten in kleinsten bis sehr großen sozialen Einheiten beschäftigt und in meinen Projekten reichhaltige praktische Erfahrungen gesammelt. Dabei habe ich mich auch mit dem besonderen Einfluss von Führung, Macht, Zugehörigkeit und Ausgrenzung auf Communities auseinandergesetzt.

Das Community-Konzept kann für die Organisationsentwicklung und das strategische Marketing fruchtbar gemacht werden. Es kann dazu beitragen, Organisationen zu befähigen, trotz veränderter personeller Konstellationen, Umfelder, Aktivitäten und Größenordnungen eine mittel- bis langfristige Identifikation und Zugehörigkeit von KundInnen, MitarbeiterInnen und anderen Stakeholdern herzustellen. Von Organisationsseite kann strategisch analysiert werden, welche Stakeholder bisher und in Zukunft als Teil der Community betrachtet und wie die Interaktion mit ihnen (neu) gestaltet werden kann. Es können auch Zusammenhalt stiftende Lösungen für die generellen Herausforderungen des modernen Arbeitens für Communities entwickelt werden, die sich z.B. aus fluktuierenden Arbeitsorten, asynchronen Arbeitszeiten und dem Mix aus digitalem und face-to-face-Kontakt ergeben. Auch eine weiträumigere Anwendung des Community-Konzepts ist z.B. im Rahmen der Stadtentwicklung möglich.

Allgemeine Ziele meiner Arbeit an und mit Communities sind:

▪ ein tiefes Verständnis des Netzwerks oder der Organisation als Community in Bewegung zu entwickeln und ihre Geschichte zu erzählen,
▪ Wege und Werkzeuge zu finden für ein Community Monitoring und für die Darstellung des Wesens, der Akteursgruppen, der Treiber und des Ist-Zustands der Community in ihrer ganzen Diversität,
▪ eine starke und motivierende Vision von einer wünschenswerten Zukunft der Community im Einklang mit (Organisations-)Zielen und Leitwerten zu entwickeln,
▪ ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welche Faktoren innerhalb und außerhalb auf die Community einwirken und durch Projekte und Maßnahmen bestärkt oder verändert werden können,
▪ eine Strategie sowie Projekte und Maßnahmen zu entwickeln, die 1. an der Vision orientiert sind, 2. die Community als Ganzes erlebbar machen, 3. bestimmte strategisch wichtige Akteure gezielt stärker einbinden und 4. bisherige Projekte und Aktivitäten in ein neues Gesamtkonzept einbetten, welches die (Organisations-)Ziele positiv unterstützt.

Bestenfalls schafft es Community-Arbeit, die Kraft der gesamten Community so zu aktivieren, dass das Community Building zum Selbstläufer wird und dadurch auf breiter Basis potenziert wird.


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